Von 1327 bis 1836 wirkten Augustiner an dieser Kirche, ehe sie durch die Reformen Josephs II. ausstarben. Seit 1951 wird die Kirche wieder von Augustinern betreut. Für uns Ordensleute und für die Gemeinde von St. Augustin ist die Kirche jener Raum, in dem wir Gottes Nähe erfahren durch die Liturgie, durch das Hören des Wortes Gottes und die Feier der Eucharistie. Hier werden durch die Taufe Menschen aufgenommen in die Gemeinschaft der Kirche und so bilden wir den Leib Christi konkret als Kirche am Ort; hier heiraten Menschen vor Gottes Angesicht, hier beten wir in den Anliegen von Kirche und Welt und für unsere Verstorbenen. Der Gottesdienst in seiner vielgestaltigen Form kommt zum Ausdruck in der Feier des Stundengebetes der Mönche, in den Gottesdiensten der Pfarre und im sonntäglichen Hochamt mit Chor und Orchester von St. Augustin. Deshalb ist für uns die Augustinerkirche ein Ort der Verehrung und der Anbetung Gottes, über all die Schönheit und Erhabenheit dieser Kirche hinaus.
Die Augustinerkirche ist eng verbunden mit der Geschichte unserer Stadt und des Kaiserhauses, war sie doch von 1634 bis 1918 die k. k. Hofpfarrkirche, in der viele Mitglieder des Kaiserhauses geheiratet und immer wieder an den Gottesdiensten teilgenommen haben. Seit Wien im Jahre 1722 zum Erzbistum erhoben wurde, war es Brauch, das der jeweilige neue Erzbischof von der Augustinerkirche aus in feierlicher Prozession zum Stephansdom zog.
Schon bald nach der Gründung des Klosters erlebte der Augustinerorden einen großen Aufschwung, der durch die Wirren der Reformationszeit abflachte. Viele bedeutende Männer gehörten im Mittelalter dem Wiener Augustinerkloster an. 1630 berief Kaiser Ferdinand II. die Augustiner-Barfüßer an diese Kirche, die von nun an einen steten Aufschwung erfahren haben. In dieser zweiten Blütezeit (1750-1780) lebten und wirkten hier bis zu 90 Augustiner. Wohl einer der bedeutendsten Augustinermönche seiner Zeit war P. Abraham a S. Clara (1644-1709), der durch seine Predigten, die schon zu seinen Lebzeiten gedruckt wurden, die Wiener aufrüttelte. 1783 wurde die Augustinerkirche zur Pfarrkirche erhoben. Durch die josefinischen Reformen bedingt, starb das Kloster im Jahre 1836 aus und so wurde die Kirche 115 Jahre von Diözesanpriestern betreut.
Im Jahre 1951 übernahmen heimatvertriebene, sudetendeutsche Augustiner wieder Kirche und Kloster. In der ersten Zeit widmeten sich die Mönche vor allem der Pfarrarbeit und der Betreuung der Heimatvertriebenen. Für die Augustiner heute bilden die Pfarrarbeit und die ordensinterne Ausbildung den Schwerpunkt ihrer Arbeit.
(Quelle: augustiner.at)